[Ackerman & Williams 06] • Ich bin die Rache by Cross Ethan

[Ackerman & Williams 06] • Ich bin die Rache by Cross Ethan

Autor:Cross, Ethan [Cross, Ethan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman-Thriller
ISBN: 9783404177783
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2019-02-27T00:00:00+00:00


Kapitel 51

Liana wusste noch immer nicht, was Frank mit dem Mikrowellenherd und der Batterie vorhatte, als sie ihm ins Hinterzimmer half.

Dort setzte er sich und machte sich an die Arbeit. Liana konnte nur zusehen, während er rasch und zielstrebig vorging. Er schraubte das Gehäuse der schrottreifen Mikrowelle auf, entfernte die Frontplatte und zog die inneren Baugruppen und die Verdrahtung heraus. Schließlich trennte er einen kleinen Metallwürfel ab, aus dem Kabel ragten.

»Was machen Sie da?«

»Ich hab den Transformator ausgebaut. Jetzt werde ich ihn öffnen, um an die Primärspule zu gelangen.«

»Und wieso?«

Ohne seine Arbeit an den Komponenten der Mikrowelle zu unterbrechen, blickte er Liana an. »Cool bleiben, Officer Liana. Alles wird zu gegebener Zeit offenbart. Bitte holen Sie mir eine Schachtel Kaliber-.50-Patronen aus dem vorderen Raum, ja?«

Mittlerweile wusste Liana, dass es keinen Sinn hatte, diesem Mann Fragen zu stellen oder mit ihm zu diskutieren. Also gehorchte sie und kam Augenblicke später mit den schweren Patronen in den Lagerraum zurück. Frank reichte ihr eine Zange aus dem kleinen Werkzeugkasten, der neben ihm stand, und wies sie an, die Geschosse herauszuziehen, damit sie an die Treibladung kam. Während Liana an den Projektilen hebelte, schnitt Ackerman mit einer Akku-Trennscheibe das Transformatorgehäuse auf.

»Wussten Sie eigentlich«, sagte er, ohne seine Arbeit zu unterbrechen, »dass die erste Bluttransfusion an einem Menschen mit Schafsblut durchgeführt wurde?«

»Du meine Güte! Nein, das war mir nicht bekannt.«

»Jean-Baptiste Denys war ein französischer Arzt. Er vollzog die Behandlung im Jahre 1667 an einem Fünfzehnjährigen. Durch schieres Glück überlebte der Junge den Eingriff, ohne hinterher Gras zu fressen oder ›Mäh‹ zu machen. Ermutigt von diesem Erfolg, nahm Denys eine weitere Transfusion an einem geisteskranken Mann in Paris vor. Er glaubte, er könne den Wahnsinn seines Patienten heilen, indem er sein Blut durch das reine Blut eines Kalbs ersetzte.«

»Aber Menschenblut verträgt sich doch oft nicht einmal mit dem Blut eines anderen Menschen! Das Blut eines Tieres müsste tödlich sein.«

»Ganz recht. Allerdings war es letztlich nicht die Transfusion, die den Patienten das Leben kostete. Vielmehr wurde der Mann von konkurrierenden Ärzten vergiftet, die Denys in Verruf bringen wollen. Am Ende sprach das Gericht Denys von jeder Schuld am Tod des Mannes frei, untersagte ihm aber jede Bluttransfusion für die Zukunft. Nicht, weil den Richtern die Unverträglichkeiten oder andere Gefahren bekannt gewesen wären, sondern weil sie befürchteten, beim Vermischen von Blut könnten Ungeheuer entstehen. Halb menschliche, halb tierische Mischwesen.«

»Du meine Güte«, murmelte Liana.

»Kein Bange.« Ackerman lächelte. »Ich benutze die Teile der Mikrowelle, um eine Transfusion mit meinem eigenen Blut vorzunehmen. Ein schlimmeres Mischwesen als ich selbst kann also nicht dabei rauskommen.«

»Und wie genau soll das gehen?«

Ohne bei seiner Beschäftigung innezuhalten, antwortete Frank: »Ich habe einen sehr starken Elektromagneten gebastelt. Den halten Sie über meine Wunde. Er wird die Geschosssplitter aus meinem Fleisch ziehen.«

»Ist so etwas nicht außerordentlich schmerzhaft?«

»Oh ja. Deshalb kann ich’s gar nicht abwarten.«

»Haben wir ein Betäubungsmittel oder wenigstens Schmerztabletten?«

Er lächelte sie an. »Der Schmerz, Officer Liana, ist mein Vertrauter. Ein guter alter Freund, könnte man sagen. Deshalb möchte ich ihn weder mildern noch abtöten. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich nur lebendig, wenn ich Schmerzen erdulde oder verursache.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.